Inhalt
- 1 Wie man unnötige Erwartungshaltungen aufbaut und nicht erfüllen kann: Das Beispiel UPS
- 2 1. Eine erfreuliche SMS
- 3 2. Die Lieferung kommt nicht
- 4 3. Sendungsnachverfolgung
- 5 4. Wann kommt die Sendung denn nun?
- 6 5. Wo zum Teufel ist der Paketshop?
- 7 Was lehrt uns das?
- 8 Es muss nicht immer alles glattpoliert sein
- 9 Keine unnötigen Erwartungen wecken
- 10 Besser als die anderen sein
- 11 Fazit: schlechterer Service, aber dafür verlässlich
Wie man unnötige Erwartungshaltungen aufbaut und nicht erfüllen kann: Das Beispiel UPS
Nun ist es aktuell natürlich ein Problem, dass zu viele Pakete zugestellt werden müssen, das wissen wir als Online-Shopper alle und das akzeptieren wir auch.
Was im Umgang mit dem Kunden allerdings wichtiger ist, als den perfekten Service in schwierigen Zeiten durchzuhalten, ist, ihn nicht unnötig zu enttäuschen. Deshalb hier das Beispiel von UPS, wie ihr es nicht machen solltet. Das Ziel dieses Artikels ist jetzt nicht, UPS zu bashen (ok, ein klein wenig schon…), sondern euch eine Anleitung zu geben, wie ihr eure Kunden garantiert enttäuscht.
1. Eine erfreuliche SMS
UPS sendet im Vorfeld der Lieferung eine SMS, dass die Lieferung innerhalb eines Fensters von 90 Minuten zugestellt wird. Das ist in heutiger Zeit und im Vergleich zu beispielsweise DHL schon eine super Serviceleistung und hat mich sehr erfreut und positiv für UPS eingenommen.
2. Die Lieferung kommt nicht
Dann startet langsam, aber sicher der Weg bergab: die Lieferung kommt nicht zum vorhergesagten Zeitpunkt. Einfach so, ohne weitere Information
3. Sendungsnachverfolgung
Da ist man jetzt nicht mehr so präzise wie noch am Tag davor: „Die Lieferung wird innerhalb der Arbeitszeiten zugestellt“. Ok, kein Problem, man ist ja eh zu Hause ?
4. Wann kommt die Sendung denn nun?
Nun, irgendwann wurde ich dann doch neugierig, wann die Sendung denn nun da ist, vielleicht gibt es ja ein Update. Also in die Sendungsverfolgung geschaut und siehe da: die Sendung ist in einem UPS-Paketshop abgegeben worden. Ja klar, da war der Paketbote überarbeitet und hat es nicht bis zur Haustür geschafft. Kenne ich von DHL, hatte ja gerade gehofft, UPS sei besser.
5. Wo zum Teufel ist der Paketshop?
Nun gibt es in der Gegend hier verschiedene UPS-Paketshops. Nur leider scheint der Paketboten lieber an einen anderen Paketshop aus als den nächstgelegenen zu liefern und der ist 1,5 Kilometer entfernt, laut Open Street Map 21 Minuten weit zu Fuß. Mal 2 für hin und zurück, eine knappe dreiviertel Stunde Zeit.
Was lehrt uns das?
Außer, dass ich sauer auf UPS bin, können wir doch einige wichtige Lehren für unser Geschäft, nicht nur als Paketdienst, ziehen. In der aktuellen Krise werden Dinge einfach verziehen, denn die Voraussetzungen sind nicht gerade die besten, gelinde gesagt.
Es muss nicht immer alles glattpoliert sein
Deshalb heißt es: den Kunden darauf vorbereiten, dass nicht alles ganz glatt laufen wird. Das ist ein Satz, den die klassischen Marketer jetzt nicht gerne hören: sagt den Kunden, dass ihr nicht perfekt seid! Das glaubt eh keiner ? Amazon hat diese Strategie früher und im gewissen Rahmen auch heute noch immer umgesetzt und somit Vertrauen bei den Kunden gewonnen und die Konkurrenz ausgestochen. Wir Kunden mögen es halt, wenn die Leute ehrlich zu uns sind…
Keine unnötigen Erwartungen wecken
Ich hätte damit leben können, dass meine Sendung nicht bei mir ankommt oder dass sie später ankommt. Was mich besonders geärgert hat, dass ich früh aufgestanden bin, um die Sendung nicht zu verpassen – so wurde es mir ja in der SMS suggeriert. Ohne diese SMS – oder mit einer einfachen SMS: Ihre Sendung kommt morgen – wäre ich sicherlich nicht so verärgert gewesen.
Will heißen: UPS hat ohne Not etwas versprochen und dann nicht halten können. Könnte man als „dumm gelaufen“ abbuchen, aber dann sollte der Rest wenigstens stimmen: wenn UPS schon SMS schickt, dann sollte nach der ersten doch auch eine zweite folgen mit dem Ändern der Lieferzeit bzw. der Info, wo das Paket nun gelandet ist. Idealerweise der Möglichkeit für mich, den Ort der Lieferung anzugeben. Denn das kann ich ja auch machen – habe ich halt nicht gemacht, da ich in dem Glauben war, ich würde das Paket persönlich bekommen.
Besser als die anderen sein
Und was dann auch noch eine Rolle spielt: besser als die anderen sollte man schon sein, denn sonst gibt es auch in der Krise keinen Grund, einen Anbieter dem anderen vorzuziehen. Und ich habe DHL hier im Artikel nicht mit Samthandschuhen angefasst. Aber so weit entfernt haben sie noch nicht geliefert. Ok, die Schlange an der Post zum Paketabholen ist natürlich auch ein Abtörner, gerade in Corona-Zeiten! Insofern sind sowohl DHL als auch UPS für mich raus, wenn ich die Wahl habe.
Fazit: schlechterer Service, aber dafür verlässlich
Überraschender Weise werde ich wohl, wenn ich die Wahl habe, z.B. über Hermes bestellen. An sich sind beide nicht meine Favoriten und bei Hermes weiß ich auch nicht, ob die Lieferung zu Hause ankommt. Aber deshalb bestelle ich eben immer zum Kiosk um die Ecke, da weiß ich dann, dass alles ankommt. Sicher, das könnte ich bei UPS auch gleich machen, aber deren nächster Lieferpunkt ist halt einfach weiter weg. Und deshalb: lieber etwas schlechter im Service, aber dafür verlässlich. Da weiß der Kunde, was er bekommt und falsch geweckte Erwartungen werden nicht geweckt.
Was heißt das für euch?
Ganz einfach: wenn ihr den Kunden etwas versprecht – schnelle Lieferung, unbürokratisches Handling, 24-Stunden-Erreichbarkeit etc. – dann müsst ihr auch liefern, sonst ist der Kunde sauer. Lieber einfach mal etwas weniger dick auftragen und beispielsweise machbare Lieferfristen angeben, dann sind beide Seiten am Ende glücklicher.
Komplexität ist die Wurzel allen Übels
Gestartet hat der unsägliche Prozess mit einem Versprechen, das in unserer Zeit zwar gut klingt, aber eben auch anspruchsvoll ist. Wenn wir davon ausgehen, dass der Zustellungszeitraum 12 Stunden ist, dann sind 1,5 Stunden ein Achtel des gesamten Zustellungszeitraums. Damit erfordert die Prognose 8x soviel Genauigkeit wie bei einer losen Tagesangabe. Gerade in Krisenzeiten und mit schlecht bezahltem Personal (jetzt nicht speziell UPS, sondern mit systemrelevanten und unterbewerteten Auslieferern) steigt durch eine solche Aussage die Fehlerhäufigkeit exponentiell an, wahrscheinlich sogar um den Faktor 8, aber da verlässt mich meine Statistik 😉 Konsequenz: in der Komplexität liegt eine viel zu oft unterschätzte Fehlerquelle. Also lieber eine ruhige Kugel schieben und damit richtig liegen als sich zu tief in die Komplexität hineinziehen lassen!
Was, wenn es dann doch mal schiefgeht
Und was machen, wenn etwas schief geht? Dann zuerst kommunizieren:
- Achtung, etwas klappt nicht.
- Vorschlagen, wie ihr das Problem lösen könnt.
- Und natürlich: ehrlich und ausführlich entschuldigen!!!
Was passiert, wenn ihr das nicht macht? Dann setzt sich bestimmt so ein Idiot hin und schreibt gleich einen Blogartikel darüber ? Und das nur, weil er ein paar Klamotten nicht bekommen hat 😀 Nein, Scherz beiseite, das alles sind Regeln aus dem Urschleim des Marketing, die aber leider immer noch nicht von allen Unternehmen umgesetzt werden. Außer vielleicht von Amazon, die deshalb einen eigenen Lieferdienst aufbauen…
So, genug geschrieben für einen grauen Montag!
Ich wünsche euch eine störungsfreie Zeit für eure Geschäfte,
Euer Dietmar