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Datenschutz-sichere Alternativen sind auch leicht zu benutzen
Nun wird es ernst für Facebook, andere Konzerne werden folgen: Irland versucht, den Transfer von Daten in die USA zu verhindern, damit die Schlapphüte der NSA nicht auf die Daten zugreifen können, ohne dass wir EU-Bürger uns dagegen wehren können.
Das stellt die großen Datenkonzerne allerdings vor riesige Herausforderungen und bis der Datenschutz nach dem Ende des Privacy Shield europäischen Normen entspricht, wird es wohl noch einige Zeit dauern.
Google und Datenschutz?
Im aktuellen Think-With-Google-Newletter beteiligt sich Google aktiv an der Datenschutzdebatte, ohne jedoch Lösungen zur Verfügung stellen zu können (Fettdruck von mir eingefügt):
“Vergewissern Sie sich, dass Ihre Datenschutzpraktiken den aktuellen rechtlichen Anforderungen entsprechen, und informieren Sie sich darüber, wie sich zukünftige Bestimmungen auf der ganzen Welt auf Ihre Geschäftsziele auswirken können.”
“Geben Sie genau an, was der Nutzer im Gegenzug für die Nutzung seiner Daten erhält, wie Sie seine Daten schützen, wofür Sie sie verwenden und welche Kontrolle der Nutzer über seine Daten hat.”
Der Privacy Shield ist nicht mehr gültig
Wenn wir nun den ersten Satz von Google nehmen, “Vergewissern Sie sich, dass Ihre Datenschutzpraktiken den aktuellen rechtlichen Anforderungen entsprechen”, dann stellt sich uns folgendes Problem: Aktuell gibt es keine Regelung zum Austausch von Daten mit den USA. Der Privacy Shield ist rechtswidrig (Schremps II). Nun können wir uns also noch so oft vergewissern, gültig wird der Privacy Shield dadurch auch nicht mehr, persönliche Daten, wie sie durch Google Analytics oder Facebook generiert werden, dürfen nicht in den USA gespeichert werden.
Wofür werden eure Daten verwendet
Nicht nur ist es problematisch, dass Google die Analytics-Daten selbst verwendet — wie die Berliner Datenschutzbeauftragte feststellt — und wir dafür nie nach einer Einwilligung fragen, auch die NSA kann auf die Daten zugreifen.
Eine rechtsgültige Einwilligung könnte also so lauten: “Wenn Sie auf unserer Seite surfen, geben Sie Ihre Daten zur Speicherung und persönlichen Auswertung an Google und die NSA. Klicken Sie jetzt AKZEPTIEREN.”
Na das ist doch super, da klicke ich doch gleich auf Akzeptieren!
Was tun wir bis dahin? Einige Alternativen
Wenn ihr jetzt sagt, ihr wollt auf eine Analyse eurer Webseite nicht verzichten, habe ich hier drei Alternativen für euch. Eine etwas kompliziertere, mit der ihr eigentlich alle Daten erhaltet, die auch Google Analytics sammelt — nur eben datenschutzkonform — und zwei einfache Auswertungsmöglichkeiten, die euch rudimentäre Einblicke geben, aber leicht zu warten und installieren sind.
Matomo Analytics
Das große Tool, das euch eigentlich alles gibt, was Google Analytics auch hergibt, ist Matomo Analytics, früher Piwik. Matomo ist japanisch und heißt ehrenhaft und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt: Matomo ist Open Source, kann aber auch als Cloud-Dienst benutzt werden, dann mit Servern innerhalb der EU.
Ich muss allerdings sagen, dass ich beim Empfehlen von Matomo ein bisschen befangen bin, benutze ich dieses System schon seit Urzeiten und bin absoluter Fan von den Möglichkeiten.
Logfiles
Logfiles sind eine Methode des Trackings aus der Urzeit des Internets. Die Logfiles machen sich zunutze, dass der Webserver eh mitschneidet, was passiert. Wenn also beispielsweise eine Seite nicht gefunden wird, meldet er das. Diese Logfiles lassen sich jedoch auch als rudimentäre Statistik auswerten und geben uns zumindest einigermaßen Aufschluss über die Aktivitäten auf unserer Webseite.
Was bei den Logfiles allerdings fehlt, sind alle Angaben zu Besuchern, Conversions etc., denn die Logfiles können nicht mit Cookies oder Fingerprints arbeiten. Insgesamt sind die Logfiles nicht so detailliert und auch nicht so genau wie Matomo oder Google Analytics.
Statify für WordPress
Wer jetzt nur ein Blog betreibt und ohne großen Aufwand Einblicke erhalten will wie: welcher Artikel wird am meisten gelesen oder woher kommen die meisten Leute auf meine Webseite, der wird mit Statify gut fahren (sofern man WordPress benutzt). Statify ist einfach zu installieren und in Kombination mit dem Plugin “Statify Erweiterte Auswertung” bekommen wir doch schon einen Basissatz an Daten, die z.B. dafür reichen, eine Firma davon zu überzeugen, einen Gastartikel bei uns zu schreiben.
Externe Statistiken: Google SearchConsole und SemRush
Eine Anmerkung noch: ihr bekommt auch noch einige externe Daten ohne Datenschutzprobleme. Als wichtigstes zu nennen wäre da die SearchConsole von Google. Dort findet ihr die Daten, die Google über eure Seite sammelt, konkret: wie viele Leute kommen aus Google mit welchem Suchwort auf welche eurer Seiten. Ihr müsst Google keine Zugriffsrechte auf eure Seite gewähren, sondern nur verifizieren, dass euch die Seite wirklich gehört, um an eure Auswertungen zu kommen — sonst könnte das ja jeder für jede Seite machen!
Was bei der SearchConsole fehlt, sind natürlich:
- alle Klicks, die von anderen Seiten als Google kommen (andere Suchmaschinen, Facebook, andere Seiten…)
- Was die Besucher weiter machen, also wie viele Seiten sie besuchen und ob sie einen Einkauf tätigen o.ä.
Dann gibt es noch die externen Tools, die selbst keinen Zugriff auf die Webseiten haben, sondern nur über Plugins und Tracker arbeiten, z.B. SemRush. Dort könnt ihr (im gewissen Rahmen sogar kostenlos) euch und eure Wettbewerber auswerten. Dass diese Daten gerade bei kleineren Seiten nicht immer aussagekräftig sind, sei hier noch erwähnt. Aber immerhin geben SemRush und Co. euch einen Überblick und eine Tendenz. Meine persönliche Erfahrung aus der Cubasphäre ist, dass die Abweichungen von den tatsächlichen Daten bei maximal 20 bis 30 Prozent liegen.
Fazit: kein Google Analytics mehr
Für meine Seiten benutze ich aktuell Matomo und Statify, die Logfiles kann ich mir bei Bedarf und zum Cross-Checken auch noch anschauen.
Google Analytics und den Facebook Pixel habe ich von meinen Seiten runtergeschmissen, da mir das mit der Datenweitergabe zu riskant ist.
Habe ich weniger Erkenntnisse? Nein, aber ein bisschen mehr Arbeit, denn beispielsweise die Anbindung von Google Ads an Matomo erfordert ein bisschen Programmierung. Aber das nehme ich in Kauf, denn nun ist mein Risiko deutlich geringer, abgemahnt zu werden — und die Abmahnung kostet ja auch Zeit und Geld.
Wenn ihr mehr über Matomo Analytics wissen wollt, hier findet ihr meine Webseite zum Thema: DF42.de. Dort biete ich auch Schulungen an, wenn ihr umsteigen wollt, inklusive technischer und rechtlicher Unterstützung.
Als Fazit lässt sich sagen: wir leben in unsicheren Zeiten, was Datenschutz und Rechtssicherheit angeht, in meinen Augen versagt der Gesetzgeber hier massiv. Das Internet ist heute halt für Politik und Justiz immer noch Neuland…
Viel Erfolg bei euren Projekten und lasst euch von dem rechtlichen Kram nicht zu viel ärgern,
Euer Dietmar Fischer
Facebook und Google Analytics unter Attacke - Matomo für Marketer
[…] Ein ausführlicher Artikel über unsere Empfehlungen findet sich auf unserer Partnerseite NewRules.de, „Es geht auch ohne Google Analytics„. […]