Alle reden über Google+: ist das neue Netzwerk ein Konkurrent zu Facebook oder doch eher zu Twitter? Ist Facebook das neue MySpace oder StudiVZ, der nächste Verlierer? Ist Google+ ein Rohrkrepierer (angedeutet z.B. in BRO Study Online — via @wds7)? Oder werden beide Netzwerke parallel weiter existieren, da wir reif sind für mehrere Netzwerke (Sascha Lobo)?
Was ist wichtig für das Überleben eines Netzwerks?
Vieles ist wichtig für ein Netzwerk:
- die Wahrnehmung nach außen,
- die Funktionen,
- der Datenschutz,
- die Einbindung in die mobile Internetwelt,
- Nützliche Anwendungen etc.
Viele dieser Faktoren spielen eine Rolle. Im Endeffekt aber hat kein einzelner dieser Faktoren den sterbenden Netzwerken geholfen. MySpace ist das beste Netzwerk für Musik, die Musiker haben auf Facebook lange nicht so gute Möglichkeiten. Trotzdem sind sie bei Facebook.
StudiVZ hatte zwar am Anfang Datenschutzprobleme und den einen oder anderen Skandal, ist nun aber beim seriösen Holzbrinkverlag und zudem noch in Deutschland, das sollte doch mehr Vertrauen einflößen — abgesehen sind die Diskussionsfunktionen in den VZ-Netzwerken um einiges besser als in Facebook.
Und so ist es mit jedem einzelnen der obigen Punkte: sie allein halten keine Nutzer im Netzwerk.
Netzwerkeffekte
Was allerdings das wichtigste ist — und das lässt sich nicht direkt beeinflussen, ist die Menge der Nutzer. Netzwerke funktionieren mit positivem Feedback: je mehr Mitglieder desto besser, je weniger Mitglieder desto schlechter. Die Qualität der Nutzer spielt auch eine Rolle, die lassen wir in der Betrachtung aber mal außer acht.
Selbsterfüllende Prophezeiung
Da die Anzahl der Nutzer das entscheidende Moment für den Erfolg ist, geht es darum, eine selbsterfüllende Prophezeiung zu schaffen: wenn ihr heute zu uns — Google+ — wechselt, seid ihr morgen besser ‘dran. Bleibt ihr in eurem Netz — Facebook in diesem Fall — geht es euch schlechter, da eure Freunde nicht mehr im Haus sind.
Es geht also in der Essenz darum, Erwartungen zu schaffen und diese zu managen. Dass Google das kann, haben sie bisher bewiesen. Wenn man die Tweets zum Thema beobachtet, stellt man ganz schnell fest, dass momentan deutlich mehr über Google+ getwittert wird als über Facebook. Das hat sicherlich auch etwas mit dem Neuigkeitswert von Google+ zu tun, allerdings auch mit der geschickten Anmelde- und Einladungspolitik zu Google+: ein Hauch von VIP-Area, aber eigentlich völlig offen. Gutes Erwartungsmanagement.
Schnelles Wachstum
Schauen wir uns allerdings an, wie schnell der Plus-1-Button (Googles Like-Button) in Webseiten eingebunden wird, sehen wir, dass er zwar Twitter schon überholt hat, der Like-Button von Facebook bei seiner Einführung aber deutlich schneller um sich griff.
Was sagt uns das?
Google+ ist auf einem guten Weg, kämpft allerdings noch immer bergauf. Verschiedene Szenarien könnten sich ergeben:
- Es ist genug Platz für alle da: Google+ und Facebook können nebeneinander existieren, da die Netzwelt reif ist für noch mehr Netzwerke. Das finde ich ehrlich gesagt problematisch. Ich bin momentan aktiv bei Facebook, Xing und Twitter. LinkedIn steht eigentlich noch auf meiner Liste, andererseits nutze ich nicht mal Xing richtig. Natürlich habe ich mich bei Google+ angemeldet, nur passiert da gerade nix. Werde ich aktiver GooglePlusser? Ich bin mir nicht sicher — abgesehen davon will ich Google nicht noch mehr Daten zur Verfügung stellen…
- Eins der Netzwerke gewinnt: ich würde da auf Facebook wetten. Allerdings wette ich nicht gerne. Und Google hat viel Geld & eine gute Infrastruktur, gepaart mit einem ausgeprägten Platzhirschdenken und einer starken Existenzangst. Das Rennen ist noch offen. Wenn ich Google wäre, würde ich meine Gewinnwahrscheinlichkeit erhöhen, indem ich mehr Netzwerke aufkaufe. Thematisch würden sich wohl Businessnetzwerke anbieten (Xing vor allem) oder aber eine Fusion von Googles Orkut auf Google+.
- Die Bedrohung aus der OpenSource-Ecke: noch in weiter Ferne, aber durchaus real ist die Bedrohung durch OpenSource-Social-Networks wie Diaspora. Ob Diaspora selbst der Killer für Facebook/Google+ ist, weiß ich nicht. Aber wenn nicht Diaspora, dann ein anderes Netzwerk. Und an die Killerkraft von OpenSource glaube ich uneingeschränkt. Allerdings ist diese Bedrohung noch so weit entfernt, dass wir darüber erst in 5 Jahren weiterdiskutieren müssen.
Also: haltet die Augen offen, achtet auf die Netzwerkeffekte 🙂
PS: Danke an Natascha Ljubic für gleich zwei inspirierende Tweets!
Wenn Dir der Artikel gefallen hat, registriere dich kostenlos beim RSS-Feed von NewRules.de.
Facebook vs. Google+ | New Rules of Marketing
[…] hier den Originalbeitrag weiterlesen: Facebook vs. Google+ | New Rules of Marketing […]
Eigene Short-URL über Bit.ly einrichten – NewRules.de zu nrul.es | New Rules of Marketing
[…] Facebook vs. Google+ […]